KLINISCHE ANWENDUNG
Der phykogene (Algen) Hydroxylapatit ist seit über dreißig Jahren im klinischen Einsatz und hat sich im Rahmen von zahlreichen klinischen Studien als ein hervorragendes Augmentationsmaterial erwiesen. Er besitzt ein breites Indikationsspektrum vor allem in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Die wichtigsten Anwendungen sind:• das Auffüllen von parodontalen Knochentaschen (Fallbeispiel 1)
• das Auffüllen von Extraktionsalveolen (Fallbeispiel 2 und 3)
• das Auffüllen von zystischen Defekten (Fallbeispiel 4)
• die Augmentation großer Kieferdefekte vor der Implantation (Fallbeispiel 5)
• „Sinus-Lift“ (Anheben der Kieferhöhlenschleimhaut, Fallbeispiel 6)
Das Knochenaufbaumaterial kann indikationsspezifisch entweder allein oder in Kombination mit autologem (Kollektor-) Knochen sowie platelet rich plasma (PRP) eingesetzt werden um die Knochenneubildung zu fördern. Der augmentierte Bereich sollte immer je nach Notwendigkeit mit einer resorbierbaren bzw. nicht resorbierbaren Membran abgedeckt werden.
Aus histologischen Studien geht hervor, dass das Apatit-Material einer hauptsächlich zellulär bedingten sukzessiven Ersatzresorption unterliegt, wobei das Produkt vollständig abgebaut und durch neu gebildeten Knochen ersetzt wird. Wenige Monate nach Augmentation werden die Apatitgranulae in junges, neu gebildetes vaskularisiertes Knochengewebe inkorporiert. Die spezielle Porenstruktur ermöglicht das Einwandern von Knochenzellen in das Innere der Biomaterialpartikel was zu einer Knochenneubildung im Inneren der Poren führt.
Langfristige klinische Beobachtungen zeigen, dass die komplette Resorptionszeit des phykogenen Apatites etwa zwischen zwei und fünf Jahren beträgt. Die kontinuierliche Degradation des anorganischen Knochenaufbaumaterials und die parallel dazu ablaufende Osteoneogenese (Knochenneubildung) sichert damit die gewünschte Volumenkonstanz im Augmentationsbereich.
Retrospektive klinische Langzeitfallstudien über einen Beobachtungszeitraum von 12-14 Jahren ergaben bei aufgebauten Sinus-Lifts eine Implantat-Überlebensrate von 95,6 % und nach Beckenkammtransplantationen (Horse-shoe-Le Fort I Osteotomie) mit Einsatz des phykogenen Apatits zur Stabilisierung des autologen Transplantats, eine Implantat-Überlebensrate von 91,1 %.